St. Ursula-Schule Hannover

Die Geschichte des Konvents und der Schule in Hannover

Am 9. Oktober 1860 zogen 5 Ursulinen als erste ihres Ordens nach Hannover: Es war die "Würdige Mutter von Duderstadt und Hildesheim" Augustina Wiedemann, Mutter Antonia Seppler sowie drei Ordenslehrerinnen, M. Xaveria Graen und M. Walburga Aue aus Duderstadt und M. Bernwarde Thele aus Hildesheim.

Wie in Hildesheim war auch in Hannover der Schule der Ursulinen eine katholische Privatschule unter der Führung einer weltlichen Leiterin vorangegangen. Von 1851 - 1860 leitete Fräulein Klara Theodora von der Forst, zugleich einzige Lehrerin, die "Höhere Töchterschule". Die beiden Kapläne der St. Clemenskirche hatten im Auftrage der Bischöflichen Behörde nicht bloß den Religionsunterricht zu erteilen, sondern auch im Rechnen, in der Geographie und in fremden Sprachen zu unterrichten.
1859 schied Klara Theodora von der Forst auf ihr Ansuchen aus ihrer Stellung aus. Bis zum Herbst 1860 übernahm die Lehrerin Maria Cortain aus Rheda die Schule.

Den Bemühungen Pastor Schlabergs gelang es, die Ursulinen aus Hildesheim für die Mädchen-Volksschule zu gewinnen. Bischof Eduard Jakob von Hildesheim hatte sie zu dieser Diasporaarbeit gerufen.
Zwei Bilder aus der damaligen Zeit zeigen ein bescheidenes Haus an der Straßenfront neben "St. Clemens" gelegen. Im Erdgeschoß befanden sich die Schulräume. Die Wohnung der Ordensfrauen umfaßte drei bis vier Zimmer im 1.Stock, wo außerdem noch ein Klassenzimmer lag. Am Sonntag, dem 14. Oktober 1860, wurde das Haus an der Bäckerstraße zum Kloster geweiht. Tags darauf, am 15. Oktober, dem Fest der Hl. Theresa v. Avila, begannen die Ursulinen mit dem Unterricht an der "Höheren Mädchenschule" und an der Volksschule, deren Leitung Mater Xaveria Graen bis 1869 übernahm.
Die wachsende Zahl der Schülerinnen machte den Bau eines neuen Schulhauses notwendig. Die Gelder waren damals rar, und so wanderten 160 Briefe als Bittgesuche in andere Ursulinenklöster Deutschlands und Frankreichs. Auch verschiedenen Fürstenhöfen trug man das Anliegen vor.

Die Chronik enthält die Namen der wichtigsten Spender:
Es stifteten:
"Die Königin von Preußen: 65 Reichsthaler
Die Königin von Sachsen: 50 Reichsthaler
Die Würdige Mutter aus Duderstadt: 100 Reichsthaler
Der Herr Graf Droste zu Vischering: 50 Reichsthaler
Der Hochwürdige Herr Kommissanus aus Duderstadt: 50 Reichsthaler
Der Hochwürdige Herr Professor Hagemann aus Duderstadt: 40 Reichsthaler nebst einer Stiftung von 1.000 Gulden"

Im ganzen kamen 1.238 Reichsthaler zusammen. Die übrigen Kosten für den Bau des klösterlichen Hauses deckte das Mutterhaus der Ursulinen in Hildesheim, während der Kirchenvorstand von St. Clemens den Bau des eigentlichen Schulgebäudes für die Gemeinde übernahm. Am 2. Oktober 1865 zogen die Ursulinen in das neue Gebäude in der Clemensstraße ein.
Nur wenige Monate sollten sich unsere Ordensmütter einer ungestörten Tätigkeit im neuen Heim erfreuen. Es folgten die Kriegsunruhen von 1866. Am 27. Juni, bei der Schlacht von Langensalza, wurde das hannoversche Heer gefangengenommen. Das Königreich Hannover hatte aufgehört zu existieren. Die Preußen waren die Herren des Landes.

Nachdem die Ordenslehrerinnen den Eid auf die preußische Verfassung geleistet hatten, konnten sie ihre Schulen weiterführen. Den Tagen der Prüfung folgte ein neues Aufblühen der Schule. Das währte aber nur wenige Jahre. Der Kulturkampf warf seine Schatten voraus. Am 15. September 1875 mußten die Ursulinen ihre Tätigkeit aufgeben. Die Chronistin endet ihren Bericht mit den lakonischen Worten: "Den 2. Oktober Austeilung der Zeugnisse, Schluß des Semesters und Abgang der Ursulinerinnen."
Am folgenden Tag überbrachten die Mitglieder des Kirchenvorstandes den Dank und Abschiedsgruß der Katholiken Hannovers, ein schlichtes Kreuz mit kleiner Silberplatte mit der Inschrift: "Die Katholiken Hannovers den scheidenden Ursulinen. 3. Oktober 1875." Sie hatten in Belgien eine neue Wirkungsstätte gefunden.
Von 1875 - 1917 war die Schule unter weltlicher Leitung. Lyzealdirektorin Katharina Philipps hat 38 Jahre lang die Verantwortung für die einzige katholische Höhere Mädchenschule in Hannover getragen. Sie leitete die Schule zur Zufriedenheit der Eltern und Schülerinnen und konnte schließlich auf ein sehr erfolgreiches Lebenswerk zurückblicken. Ihre Nachfolgerin bis 1917 wurde Fräulein Stöwener.

Im Sommer 1917 rief der Bischof von Hildesheim die Ursulinen wieder in ihr früheres Tätigkeitsfeld nach Hannover. Mater Raphaele Sommer aus dem Mutterhaus der Ursulinen in Duderstadt übernahm im August 1917 die Leitung der Schule, die sie bis Ostern 1931 führte. Mit ihr kamen die Ordenslehrerinnen Mater Cäcilia Arnemann und Mater Augustina Hagemann. Die Schule wuchs, wurde umgestaltet und zum Oberlyzeum ausgebaut. Und wieder kamen schwere Zeiten! 1937 brachte die ersten einschneidenden Beschränkungen durch die nationalsozialistische Regierung. Mit dem neuen Schuljahr durften keine Schülerinnen mehr in die Unter- und Obersekunda aufgenommen werden. 1938 wurde keine Sexta mehr gestattet. So sollte die Schule sich von Jahr zu Jahr verkleinern, um möglichst bald zu verschwinden. 1939 war das letzte Abitur. Und mit dem Ende desselben Schuljahres wurde die Restschule vom Staat aufgelöst. Die Leiterin der Schule, seit Ostern 1931 Mater Cäcilia Arnemann, ging mit einer Ordensfrau nach Belgien, einige Schwestern kehrten ins Mutterhaus nach Duderstadt zurück, nur wenige blieben in Hannover, bis am 9. Oktober 1943 das Gebäude in der Clemensstraße dem Bombenfeuer zum Opfer fiel.

Nur 2 Jahre später, am 2. Oktober 1945, fand die Wiedereröffnung der "St.Ursula-Oberschule" statt. Mit Genehmigung der Britischen Militärregierung durch Verfügung des Oberpräsidenten von Hannover wurde sie in der Spitzwegstraße 9 erneut mit einem feierlichen Gottesdienst in der St. Konradskirche eröffnet. Außer den Mädchen erhielten jetzt auch Jungen mit behördlicher Erlaubnis darin Unterricht. Diese Genehmigung wurde aber nach kurzer Zeit wieder entzogen, so dass es wieder eine reine Mädchenschule war. Bis zum Ende des Schuljahres, bis Ostern 1946, war Mater Angelika Wittenberg aus dem Mutterhause der Ursulinen zu Duderstadt Schulleiterin. Ab Ostern 1946 übernahm Mater Theresia Leineweber die Leitung der Schule. Von 1971 bis 1990 hatte Schwester Justina Kaboth die Schulleitung inne. Mit ihr öffnete sich die Schule erneut für Jungen. 1990 gab Schwester Justina Kaboth die Schulleitung an Schwester Ingeborg Wirz weiter.

Doch die finanziellen Aufwendungen wurden zu groß für den mittlerweile kleiner gewordenen Orden der Ursulinen, so dass mit Wirkung vom 1. August 1996 die Trägerschaft der Schule nach über 130 Jahren an eine Stiftung übergeben werden musste. Zum 1. August 2003 verließen die Ursulinen Hannover und Schwester Ingeborg gab die Schulleitung an Herrn Wirth weiter, da sie im Dezember 2002 zur Oberin des Konvents in Duderstadt gewählt worden war. Als die Orientierungsstufe zum 1. August 2004 abgeschafft wurde, konnte die Schule auch wieder 5. und 6. Klassen aufnehmen. Da das Gebäude in der Simrockstraße dafür zu klein war, wurde in Trakt A und B der Ludwig-Windthorst-Schule am Altenbekener Damm 81 eine Außenstelle der St.Ursula-Schule eingerichtet. Durch Hinzukauf eines angrenzenden Gebäudes an der Sallstraße und umfangreiche Umbauarbeiten konnten dann im Sommer 2009 endlich alle Schüler ab Klasse 5 - etwa 1000 insgesamt - an der Simrockstraße vereint werden.